Raymond Shulman war ein vielseitig begabter Künstler: Als Sohn eines Jazztrompeters lernte er zunächst das Instrument seines Vaters, anschließend Geige und Gitarre. Noch als Teenager trat er dann 1966 der Band Simon Dupree And The Big Sound als Bassist bei in der bereits seine älteren Brüder Derek und Phil spielten. 1967 verbuchte die Formation, bei denen für eine Tour Reginald Dwight alias Elton John am Keyboard aushalf, mit der Single ›Kites‹ einen Top 10-Hit.
1969 lösten sich Simon Dupree And The Big Sound auf, die drei Shulman-Brüder machten jedoch weiter gemeinsam Musik: Im Folgejahr gründeten sie Gentle Giant. Neben seinem virtuosen Bassspiel, das immer wieder mit Chris Squire von Yes verglichen wurde, konnte er in der experimentierfreudigen Band immer auch an anderen Instrumenten glänzen.
So spielte er auf den elf Alben, die bis zur Auflösung der Band im Jahr 1980 entstanden, auch Geige, Trompete, diverse Perkussionsinstrumente, Gitarre und war als einer der Hauptkomponisten verantwortlich für ihren eigenständigen Sound, der nicht zuletzt für die Neo-Prog-Bewegung höchst einflussreich war.
Nach dem Ende von Gentle Giant war Shulman als Komponist für diverse Fernsehformate, Kinofilme und Videospiele tätig und produzierte Bands wie die isländischen Alternative-Rocker The Sugarcubes. Auch an mehreren DVDs von Jethro Tull war er als Toningenieur beteiligt. Desweiteren veröffentlichte er unter dem Pseudonym Head-Doctor die beiden Trance-EPs Head-Doctor und Fantasma De Escobar (beide 1994).
Nach langer Krankheit ist Ray Shulman am 30. März in London verstorben. Er wurde 73 Jahre alt.