Gamma Ray

Empire Of The Undead

EAR Music
VÖ: 2014

Herbsturm und Drang

Kai Hansen und sein Power-Metal-Outfit haben das erste Vierteljahrhundert ihrer Kariere voll gemacht — es wäre nicht vermessen, wenn man die erfahrenen Musiker im Herbst ihrer Karriere wähnte. Doch weit gefehlt: So frisch und unverbraucht wie auf Empire Of The Undead klangen die Hamburger schon seit Land Of The Free (1995) nicht mehr: Sturm und Drang statt Altersmilde ist angesagt.

Auch wenn Gamma Ray substanziell nur wenig fabrizieren, was in ähnlicher Form nicht bereits auf einem der zehn Vorgängerscheiben veröffentlicht wurde, strahlt das Album eine vitale, vor Kraft strotzende Energie aus. Und klingt dabei so abwechslungsreich und atmosphärisch wie nur die allerwenigsten Platten seit dem Debüt Heading For Tomorrow.

Mit dem knapp zehnminütigen ›Avalon‹, das im Aufbau merklich an den Klassiker ›Rebellion In Dreamland‹ erinnert, gelingt dem Quartett ein perfekter Auftakt und gleichzeitig der vermutlich beste Song, den die Band in den letzten 15 Jahre geschrieben hat. Bunt gemischt geht’s danach weiter: Unter Missachtung sämtlicher Tempolimits stürmen ›Hellbent‹ und der Titeltrack über die linke Autobahnspur und nehmen den Faden eines frühen Helloween-Klassikers wie ›Ride The Sky‹ unverhohlen auf. Selbst die zähen Priest-Stampfer der Sorte ›Demonseed‹ fügen sich nahtlos in ein Album ein, das Gamma Ray wie Phoenix aus der Asche ihres im letzten Jahr abgebrannten Studios emporsteigen lässt.

(8.5/10)

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