Vergangenes zu zitieren, liegt wieder mal im Trend. Unendlich viele Formationen lehnen derzeit ihr eigenes Werk an Großtaten der frühen achtziger Jahre an. Einer der anspruchsvollsten Vertreter dieser Gattung ist der Schweden-Fünfer Enforcer.
Bereits auf dem Debüt Into The Night verdeutlichte 2008 die einst als Soloprojekt von Frontmann Olof Wikstrand ins Leben gerufene Band, dass sie wesentlich mehr mit legendären Akteuren der Gewichtsklasse Riot oder Savage Grace denn mit zeitgenössischen Combos gemeinsam hat. Dem Reinheitsgebot hart rockender Klänge stets unterwürfig huldigend, bewegen sich die Enforcer-Kompositionen geschmackssicher zwischen druckvollem Hardrock alter Prägung und klassischem Heavy Metal.
Als allgegenwärtiger Einfluss mögen dabei Iron Maiden auszumachen sein. Allerdings werden diese jungfräulichen Inspirationen durch den Fleischwolf gedreht und mit jeder Menge anderweitig Bekanntem abgeschmeckt. Das eröffnende Doppel ›Midnight Vice‹/›Roll The Dice‹ glänzt mit gehöriger Geschwindigkeit, erhabenem Gitarrenspiel sowie einer gewohnt brillanten Gesangsdarbietung Wikstrands. Eingebettet in ein authentisches Sound-Fundament, untermauern bereits diese beiden räudigen Songs, dass auch auf dem zweiten Enforcer-Langspieler jegliches moderne Element außen vor bleibt. In dieselbe Kerbe schlagen ›Katana‹ und ›Running In Menace‹, die vehement an die frühe Zeit von Mark Reale und seiner Riot-Gefolgschaft erinnern — großartig!
Die in den letzten beiden Jahren verstärkte Live-Präsenz hat der Kapelle definitiv gut getan. Unterm Strich klingt auf Diamonds alles noch eine Spur homogener als auf dem Erstlingswerk. Da stört es auch nicht sonderlich, dass sich in ›High Roller‹ ein mittelmäßiges Lied aufs Album gemogelt hat. Alles in allem ist der zweite Enforcer-Silbertaler nämlich ein kontinental übergreifendes Verbindungsstück, das NWOBHM-Freunde genauso glücklich machen kann wie Anhänger melodischer US-Metal-Klänge. Mehr davon, bitte!
