Michael Lang/Holly George-Warren

Woodstock: Die wahre Geschichte. Vom Macher des legendären Festivals

Edel Books
VÖ: 2019

Der lange Weg zum bunten Traum

Als Richie Havens am Nachmittag des 15. August 1969 auf die Bühne des Woodstock-Festivals trat, begrüßte er das Publikum mit den Worten: »Wisst ihr was? Wir haben es endlich geschafft! Jetzt werden sie uns nicht länger ignorieren können.« Bis zu diesem Moment war es ein weiter, steiniger Weg. Den Michael Lang, damals der maßgebliche Organisator, und die Musikhistorikerin Holly George-Warren detailverliebt beschreiben. Mitwirkende in der Organisation kommen ebenso zu Wort wie Musiker und Festivalbesucher. Lang hatte 1968 das erste Florida-Musikfestival organisiert, über das eine Lokalzeitung schrieb: »Blumenkinder verhalten sich ungewohnt manierlich: Unser Reporter auf Tuchfühlung mit den Verrückten.« So ermutigt, baute Lang konsequent an seinem Traum weiter, begleitet von skeptischen Kommentaren seiner Zeitgenossen. »Auf mich wirkte er wie ein kleiner Headshop-Besitzer, der zwar einen großen Traum hat, aber nicht über die visionäre Energie verfügt, tatsächlich etwas auf die Beine zu stellen, das meiner Meinung nach wohl als das größte kulturelle Event des Jahrhunderts hätte gelten können. Aber genau das hat er gemacht«, wird der Polit-Aktivist Abbie Hoffman zitiert.

Wie organisiert man ein solches Riesen-Festival in einem Umfeld, das überhaupt nicht weiß, was möglicherweise passieren wird? Lang schreibt über den monatelangen Mehrfronten-Kampf zwischen logistischen Problemen, Idealismus und Überzeugungsarbeit. Über die vielen Menschen mit all ihren Fähigkeiten und Marotten, die das Ereignis stemmen können. Über die Knüppel, die ihm und seinem Team von allen Seiten zwischen die Beine geworfen werden. »Während weiterhin von rechts und links auf mich eingeprügelt wurde, sah ich den Weg, den wir gehen mussten, ganz klar vor mir. Er führte zu einem Ort, an dem Kunst und Kommerz ebenso friedlich nebeneinander existieren konnten wie gegensätzliche Meinungen, an dem die Humanität an erster Stelle stand und das, was uns voneinander unterschied, nur dazu beitrug, die Welt bunter zu machen.«

Das Buch liest sich mindestens so spannend wie ein Krimi. Und von dem Moment an, als Richie Havens die Bühne betritt, ist man als Leser gleichzeitig auf und hinter der Bühne, mitten unter den Menschen wie auch im Büro der Veranstalter.

Keine Wertung

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