Als John Mayall kürzlich 90 wurde, gab es immer mal wieder die alte Leier zu lesen, wonach Mayall zwar ein klasse Band-Leader sei, aber kein virtuoser Musiker. Zu dokumentieren, dass dies nachweislich nicht stimmt, ist nur eins der Verdienste der zwei CDs und der DVD in der Box Live In France 1967 – 73, die im November (nach mehreren verschobenen Veröffentlichungsterminen) erschien.
Mayall mag kein Frickelkönig auf der Gitarre sein und kein Keith Emerson an der Orgel, aber natürlich ist er virtuos in seinem Können als Sänger und vor allem, wenn es darum geht, einer Band ein Konzept und eine Richtung zu geben. Und angesichts der enormen stilistischen Blues-Bandbreite, die Mayall in seiner nahezu ewigen Karriere zusammen mit unzähligen Musikern bewiesen hat, ist dies ein untrüglicher Beleg für seine Größe, die häufig hinter den Hinweisen auf all die Superstars, die er aufs Gleis gesetzt hat, aus dem Blick gerät.
Das Beweisstück Live In France 1967 – 73 beinhaltet klanglich und visuell bestens aufbereitete TV-Mitschnitte, für die der britische Journalist Chris Welch liebevoll die Liner-Notes erstellt hat. Sie zeigen Mayall in den Jahren rund um den Wendepunkt seiner Karriere, weg von der reinen Blues-Lehre und hin zu experimentelleren Band-Formaten, die immer wieder mit dem Jazz geliebäugelt haben.
Die Liste der beteiligten Musiker ist beeindruckend und umfasst den späteren Rolling Stone Mick Taylor, Bass-Legende Larry „The Mole“ Taylor, den schrulligen Duster Bennett mit seinem One-Man-Band Format, Keif Hartley am Schlagzeug und am Saxofon Dick Heckstall-Smith. Die musikalische Reise beginnt 1967 mit dem Willie Dixon Klassiker ›Help Me‹ im Cooks Ferry Inn in London, wo das französische Fernsehen Mayall für die Sendung Bouton Rouge aufzeichnete.
Und sie führt durch sechs Jahre von Mayalls Karriere bis ins Jahr 1973 zum Newport Jazz Festival, wo der Brite sich mit US-Jazz-Größen wie Red Holloway umgab und auch beim Jazz-Publikum in New York punktete. „Sehr befriedigend“ sei es, diese Aufnahmen zu sehen und zu hören, schreibt Welch im Beiheft. Dem würde man nie und nimmer widersprechen wollen.