Der immense Erfolg von Dream Theater mit Images And Words zog in den frühen neunziger Jahren ein regelrechtes Szenebeben nach sich. Auch die aus Pennsylvania stammenden Shadow Gallery gerieten so auf den Radar der Prog-Welt — aktiv war die von Sänger Mike Baker und Bassist Carl Cadden-James unter dem Namen Sorcerer ins Leben gerufene Combo bereits viele Jahre zuvor. 1991 machte ein Demo das Genre-Label Magna Carta auf die in Shadow Gallery umbenannte Band aufmerksam, aus dem im darauffolgenden Jahr ein erstes Album geformt wurde.
Erst auf dem zweiten fand die zum Sextett angewachsene Gruppe zu ihrem markanten Stil, der virtuose Gitarrenarbeit, mächtige Chöre, Keyboard-Bombast und klassische Pianoläufe in melodisch fesselnder Musik vereinte, die Carved In Stone (1995) zum Klassiker des bei aller Komplexität erfrischend unaufdringlichen und organisch-warm tönenden Progressive Metal macht.
Dream Theater, Savatage, Queen, Kansas, aber auch Queensrӱche und aus heutiger Persektive auch Blind Guardian sind die Eckpfeiler ihres theatralischen Sounds auf der Schwelle zur Rock-Oper, den sie auf dem Konzept-Epos Tyranny auf die nächste Qualitätsstufe brachten: Die Arrangements solcher Song-Juwelen wie ›War For Sale‹, ›Victims‹ oder der achtminütigen Melodie-Oase ›I Believe‹ wirken noch schlüssiger, die vielstimmigen Refrains noch packender als drei Jahre zuvor.
Auch die in zwei Akte unterteilte Geschichte des Albums fesselt, bei deren stimmlicher Umsetzung unter anderem James LaBrie als Gastsänger aushalf: Sie handelt vom desillusionierten Ex-Angestellten eines großen Rüstungskonzerns, der mit einem Computervirus die Datenbanken seines früheren Arbeitgebers lahmlegen will.
Es soll die letzte Platte mit Mike Baker sein: der Sänger erliegt im Oktober 2008 mit nur 45 Jahren einem Herzinfarkt.