Lordi

Lordiversity

AFM
VÖ: 2021

Musikgeschichte nach Monsterart

Sieben (!) neue Lordi-Alben erscheinen gebündelt als Lordiversity. Das spannende daran: Jede Scheibe arbeitet typische Lordi-Elemente (comichaft-schaurige Texte mit Wortspielen wechselnder Qualität oder chorunterstützten Hooklines) in ein anderes Genre ein.

Mit Skelectric Dinosaur etwa verneigt sich die Truppe vor dem Hardrock der Siebziger. Dass hier neben Black Sabbath und Alice Cooper vor allem Kiss Pate stehen, ist nicht verwunderlich: Bandgründer Mr. Lordi war früher Vorsitzender der Kiss Army Finnland (7,5/10).

Die überraschendste Genreumgebung findet sich auf Superflytrap in Disco und Poprock. Auch hier glitzern Kiss über die Tanzfläche (zur Zeit von Dynasty und Unmasked), aber auch vor Abba-Gedächtnis-Streicherkaskaden schrecken sie nicht zurück. (7)

Das krasse Gegenteil ist The Masterbeast From The Moon: Um das zwölfminütige Kernstück ›Church Of Succubus‹ strickt die Truppe eine pathosgetränkte Artrock-Geschichte. Trotz einiger bandtypischer Hooklines zündet sie aber nicht so richtig. (6,5)

Auf Abusement Park komplementieren im Keyboard-unterstützten Hardrock Geschmacksnoten von Quiet Riot, Twisted Sister oder Ozzy Osbourne die Songwriting-Stärken der Finnen. (8)

Highlight ist der Tribut an den Radio-Hardrock und AOR namens Humanimals, denn eine konsequentere Ohrwurmsammlung hat die Maskenbande seit The Arockalypse (2006) nicht mehr geschrieben: Desmond Child wäre stolz auf diese Songs! (9)

Mit Abracadaver zeigen Lordi dann, dass es auch im Grenzbereich zwischen schnellem Heavy- und Thrash-Metal einige Asse im Ärmel hat (7,5), während Spooky Sextravaganza Spectacular auf den Gothic- und Industrial Metal der Neunziger verweist und mit ›Killusion‹ sogar gen New Wave. Damals wie heute: Geschmackssache. (6)

Kurzum: Lordiversity zeigt die Bandbreite der Band und ist eine liebevoll gestaltete Hommage an den Hardrock und Heavy Metal.

(7.5/10)

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