U.D.O.

Live In Bulgaria 2020 — Pandemic Survival Show

AFM
VÖ: 2020

Singuläres Konzert-Dokument

Vor 2.500 Anhängern spielten U.D.O. im September 2020 im pittoresken Amphitheater der bulgarischen Stadt Plovdiv nicht nur ihr einziges Konzert im letzten Jahr, sondern auch eins der äußerst wenigen, nach vorpandemischen Maßstäben beinahe normalen Konzerte in ganz Europa.

Trotz der in der Presseinformation betonten Corona-Konformität sind es nur Details, die erkennen lassen, dass diese Show während einer Pandemie gefilmt wurde. Der Innenraum des Theaters ist gesperrt, die Fans sitzen respektive stehen dafür auf offensichtlich festen Plätzen; auch der eine oder andere Mund-Nasen-Schutz ist zu sehen.

Der Stimmung tut das keinen Abbruch, vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Das Publikum ist sichtbar konzerthungrig und nimmt jedwede Animation dankbar auf. Auch der Band merkt man die neunmonatige Zwangspause nicht im Geringsten an — Schlagzeuger Sven Dirkschneider und der neue Bassist Tilen Hudrap legen das bombenfeste Fundament, auf dem sich das Gitarrendoppel Andrey Smirnov und Dee Dammers (wie Hudrap 2018 neu zur Band gestoßen) austoben kann.

Auch Band-Boss Udo Dirkschneider ist der Spaß an der Sache deutlich anzusehen. Wenngleich der ehemaligen Accept-Frontmann besonders in den Songs aus seiner Solo-Frühphase wie ›Animal House‹ (vom gleichnamigen Debüt, 1987) oder dem live lange ignorierten Timebomb-Titeltrack (1991) sein Alter nicht verbergen kann, klingt doch sein markanter Reibeisen-Gesang gerade bei diesen Stücken gepresst und angestrengt.

U.D.O. brechen hier übrigens mit dem Vorsatz, nach den Back To The Roots-Tourneen keine Songs der Solinger Metal-Legende mehr spielen zu wollen. Ein kluger Schachzug, denn ›Midnight Mover‹ (von Metal Heart, 1985) und ›Princess Of The Dawn‹ (von Restless And Wild, 1982) fügen dem regulären Set zwei gefeierte Höhepunkte hinzu, und im zweiten Zugabenblock bilden ›Metal Heart‹, die Restless And Wild-Abrissbirne ›Fast As A Shark‹ und das unvermeidliche ›Balls To The Wall‹ (von gleichnamiger LP, 1983) einen glorreichen Konzertabschluss.

Eine im besten Sinne bodenständige Produktion rundet diesen besonderen Konzertfilm ab. Gewohnt druckvoller Sound, eine auf große Spielereien verzichtende Kameraarbeit: Udo Dirkschneider und Crew bleiben auf dem zweieinhalbstündigen Live In Bulgaria ihrem Ruf als unprätentiöse Wertarbeiter des deutschen Metal treu.

 

Keine Wertung

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