Heavens Gate

Livin' In Hysteria (1991)

Keine deutsche Band mit einem zum theatralischen Vibrato fähigen Sänger, hohem Melodiegehalt, flotten Doublebass-Tempi und doppelläufigen Gitarrenfestivitäten war Anfang der Neunziger davor gefeit, von der Kritik im Helloween-Kübel versenkt zu werden. Auch Heavens Gate ist dies passiert — darin verloren hatten die Wolfsburger nie etwas.

TEXT: DANIEL BÖHM

Stark gerieten bereits ihr LP-Einstand In Control (1989) sowie die im Jahr darauf erschienene EP Open The Gates And Watch!, mit denen sich die Gruppe um den enormen Sänger Thomas Rettke nicht nur als eine der technisch versiertesten Bands der Republik in Stellung brachte, sondern musikalisch Stellung bezog: Judas Piest zur Zeit von Screaming For Vengeance und Defenders Of The Faith, aber auch Maiden, Dio, Riot, Racer X und anderer von verspielter Gitarrenarbeit geprägter US-Metal boten den Grund für den eigenen hymnischen Power Metal der Combo, den sie 1991 besonders selbstbewusst, aufgeräumt und formschön auf Platte brachte. Ob im chorstarken Titelstück, ›Empty Way To Nowhere‹, dem erhabenen ›Never Ending Fire‹, ›Flashes‹ als Parade-Speedster, dem kecken Instrumental ›Fredless‹ oder dem großen Finale ›Gate Of Heaven‹: Livin' In Hysteria hat nichts von seinem Charme verloren.


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