Bernie Tormé

Lightning Strikes – Volume One (1982 – 1983)

Cherry Red
VÖ: 2023

Stratocaster-Attacken und Metal-Blitze

Eine freundliche Seele mit einem Herzen aus Gold, so hatte Ozzy Osbourne den 2019 verstorbenen Ausnahmegitarristen beschrieben, der 1982 kurz davor stand, die Nachfolge des tödlich verunglückten Randy Rhoads anzutreten. Zuvor hatte der irische Rory Gallagher- und Jimi Hendrix-Verehrer den Sound des ehemaligen Deep Purple-Sängers Ian Gillan auf dessen Solo-Alben wie Glory Road oder Future Shock mit seinen überfallartigen, zumeist schroff, schrill und disharmonisch tönenden Stratocaster-Attacken maßgeblich geprägt. Seine Solo-Karriere beginnt erwartungsgemäß nicht weniger ruppig. Turn Out The Lights, auf dem Tormé von Bassist Phil Spalding, Saxon-Trommler Nigel Glockler und dem früheren Gillan-Kollegen Colin Towns an den Keyboards begleitet wird, erinnert in Liedern wie dem mit Mundharmonika veredelten Titelsong oder der Creation-Coverversion ›Painter Man‹ an eine Heavy-Rock-Version der kultigen britischen Pub-Rocker Dr. Feelgood. Der in Trio-Besetzung entstandene Nachfolger Electric Gypsies verzichtet gänzlich auf Keyboards. Bassist Everton Williams und der frühe Def Leppard-Drummer Frank Noon begleiten Tormé, der wiederum neben der Gitarre auch den Gesang selbst bewältigt, auf der um einiges zugänglicheren Liedersammlung, von der sich besonders ›Lightning Strikes‹, ›20th Century‹ oder ›Call Of The Wild‹ hören lassen können.
Neben einer stattlichen Anzahl Bonus-Tracks und lesenswerten Begleittexten beherbergt das 4-CD-Set auch drei komplette und authentisch klingende Live-Mitschnitte aus dem Jahr 1983. Da hatte sich die Besetzung bereits wieder geändert. Stampede-Bassist Colin Bond und Iron Maiden-Gründungsmitglied Ron „Rebel“ Matthews (Drums) stehen dem blonden Gitarristen nun unter anderem bei einer rauschenden Version von Gillans ›No Easy Way‹ zur Seite.

Album: —

(7/10)
TEXT: MARKUS BARO

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